STM Stein-Moser:
„Innovation um jeden Preis ist genauso schlecht wie gar keine“
Seit 25 Jahren werden bei STM Stein-Moser im Pongau Wasserstrahlschneidanlagen hergestellt. Mit einem Druck zwischen 4.000 und 6.000 Bar schießt bei einer solchen Anlage das Wasser aus einer Saphir-, Rubin- oder Diamantdüse und schneidet unzählige Materialien. Angefangen hat alles mit der Idee des computerverliebten Sohns. Heute erwirtschaftet das dreißig Mitarbeiter starke Unternehmen einen Umsatz von acht Millionen Euro und ist in ganz Europa aktiv. Im Gespräch über den Ursprung und die Umsetzung von Ideen: Geschäftsführer und Inhaber Jürgen Moser.
Der Name Stein Moser kommt von den Anfängen der Firma, als sie noch ein Steinmetz-Betrieb war. Heute entwickelt und vertreibt Ihre Firma Wasserstrahlschneidanlagen. Wie kam der Wandel?
Moser: Ein Freund und ich wollten aber für die Beschriftung von Grabsteinen eine Software entwickeln, die nach einer digital eingegebenen Vorlage schneiden kann. Wir haben mit Folienschneidmaschinen rumgetüftelt und sind schließlich durch Zufall auf das Wasserstrahlschneiden gekommen. Anfangs wollten wir nur eine bedienerfreundliche Software machen. Das war wirklich notwendig, denn die Eingaben in Computer um 1980 waren nicht gerade einfach, das konnte man einem Handwerker nicht zumuten. Weil wir aber keine passende Maschine gefunden haben, wurde diese dann irgendwann auch bei uns entwickelt. So kam das Ganze in Gang.
Diese Innovation entstand als aus eigenen Bedürfnissen. Woher beziehen Sie noch Inspiration?
Moser: Es ist sehr wichtig für uns, auf die Kunden zu hören. Wo zwickt es, wo können wir Lösungen anbieten. Dafür machen wir jedes Jahr einen Innovationstag hier bei uns und einen bei unseren Partnern in Deutschland. Dort stellen wir Produkte vor und sprechen mit bestehenden und neuen Kunden über ihre Anforderungen.
Wie entscheiden Sie, welche Ideen verfolgt werden sollen?
Moser: Wir bauen unsere Maschinen nach einem Baukastensystem, d.h. ich kann auch ältere Maschinen einfach aufrüsten, weil alle Teile zusammenpassen. Dadurch können wir die verschiedensten Größen für kleine bis große Rohstoffplatten anbieten. Wenn wir neuen Ideen nachgehen, müssen wir uns also überlegen, ob sie innerhalb dieses Systems verwirklicht werden können. Dann ist es natürlich auch eine simple Frage der Kosten: Können wir die Idee so umsetzen, dass sie funktioniert und dabei für die Kunden leistbar bleibt? Das ist immer ein Risiko. Jedoch können wir das immer wieder durch Förderungen und der Projektbegleitung der ITG abfedern. Bis man von einer Idee zum Geldverdienen kommt, dauert es zumindest drei Jahre. Das steht ein kleines oder mittleres Unternehmen ohne Unterstützung nicht so einfach durch.
Ist Innovation trotzdem ein erklärtes Ziel?
Moser: Ja! Wir haben bei dreißig Mitarbeitern eine Entwicklungsabteilung von fünf Leuten. Natürlich würden wir durch eine Streichung kurzfristig mehr verdienen. Langfristig sichert Innovation aber unsere Existenz. Wenn wir nicht mehr das beste Produkt für die Kundenanforderungen liefern könnten, müssten wir billiger werden. Dann käme irgendwann der Punkt, an dem es nicht mehr billiger geht.
Was braucht es, damit eine neue Entwicklung erfolgreich wird?
Moser: Abgesehen von Kundennutzen und Preis-Leistungs-Verhältnis darf sie nicht zu früh oder zu spät rauskommen und für den Kunden muss ein Mehrwert ersichtlich sein. Da braucht man Erfahrung, Gespür und Glück! Nicht jede Innovation zahlt sich aus. Innovation um jeden Preis ist genauso schlecht wie gar keine. Mit dem 3D Schneidkopf hatten wir alles: es hat funktioniert und wurde super aufgenommen.
Was tut der 3D Schneidkopf?
Moser: Ein Wasserstrahl schneidet immer gerade. Mit dem 3D Kopf kann der Eintrittswinkel aber so verändert werden, dass auch Konturen wie zum Beispiel der Turbinenflügel eines Flugzeugs geschnitten werden können. Bei der Entwicklung haben wir mit dem Ingenieurbüro Phormolog zusammengearbeitet.
Ziehen Sie bei den Entwicklungen oft externe Partner zu Rate?
Moser: Wir lassen Teile unserer Software extern entwickeln, arbeiten aber auch immer wieder mit Forschungseinrichtungen zu verschiedenen Fragestellungen zusammen. Dabei geht es um Dinge wie die ideale Schneidkopf-Düsen-Kombination. Ohne diese Kooperationen wären wir nicht so weit gekommen.
Gibt es ein aktuelles Projekt?
Moser: Wir arbeiten derzeit an Nachhaltigkeitsfragen, wie dem Recycling von Granatsand. Weiche Materialien wie Leder oder Schaumstoff können direkt mit dem Wasserstrahl geschnitten werden. Um harte Materialien wie Metalle schneiden zu können, wird nach der Wasserdüse Granatsand beigemengt, der das Material durchschleift. Dieser ist zwar ein natürliches Mineral, also ungiftig, aber es ist schade, wenn der Sand nach Gebrauch weggeworfen werden muss. Dieser unnötige Verbrauch stört uns. Derzeit gehen wir davon aus, dass die Hälfte davon recycelt und wiederverwendet werden kann. Wir sind hier aber noch dran. Ob der Markt die Recyclinganlage dann wie erhofft annimmt, werden wir sehen.