mtms Solutions:
„97% aller Innovationen kommen von den Kundinnen und Kunden“
Der letzte Außentermin vor in Kraft treten der bundesweiten Ausgangsbeschränkungen im Zusammenhang mit dem Covid-19-Ausbruch führte uns nach Eugendorf zu mtms Solutions. Dort haben wir mit CEO Gerald Eigenstuhler das Erkennen von neuen Trends, die Bedeutung von Innovation, Datensicherheit, den Standortvorteil von Salzburg und vieles mehr gesprochen. Über seine Best-Practice-Lösung im Bereich digitales Ticketing und die Auswirkungen der vorherrschenden Pandemie auf sein Unternehmen berichteten wir bereits an anderer Stelle.
Auf Ihrer Website steht folgende Vision: „Mit neuen Technologien die Trends von Morgen schaffen, um die Customer Journey zu perfektionieren, während interne Aufwände reduziert werden.“ Wie findet man neue Trends?
Gerald Eigenstuhler: Das Finden von neuen Trends und Innovationen ist relativ einfach. Ein Spruch, der mir in diesem Zusammenhang gut gefällt, lautet sinngemäß: „Innovation heißt, zum richtigen Zeitpunkt auf die richtigen Dinge zu hören und sie aufzugreifen.“ Deswegen sage ich es ganz offen: 97 % aller Innovationen kommen von den Kundinnen und Kunden. Wir fragen diese, welche Probleme sie haben und entwickeln dann gemeinsam die Lösungen dazu.
Was bedeutet Innovation für Sie?
Gerald Eigenstuhler: Innovation bedeutet für uns, gut hinzuhören – auf Kundinnen und Kunden, auf unser Team und auf den Markt. Vor allem aber bedeutet es für uns, auch Fachfremdes aufzugreifen und verschiedene Ideen auszuprobieren. Wir möchten firmenintern ein Klima schaffen und die Möglichkeiten geben, damit sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Innovationen beschäftigen – ohne, dass es einen großen Verwaltungsaufwand mit sich zieht. Hat jemand aus meinem Team eine Idee, dann kann dieser Idee nachgegangen werden – auch wenn es gerade keinen konkreten kommerziellen Anwendungsfall dafür gibt. Der Innovation muss aber schon ein konkretes Problem zugrunde liegen. Innovation soll Probleme lösen und nicht künstlich eine Problemstellung schaffen, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Innovation heißt, ich löse ein existierendes Problem auf eine neue, bessere oder andere Art und Weise.
Sie fördern also einen gewissen Spieltrieb?
Gerald Eigenstuhler: Genau, der Spieltrieb ist gerade im technischen Entwicklungsbereich wichtig. Software-Entwicklung ist eine sehr kreative Tätigkeit, man muss viele Dinge vorausdenken. Deswegen lassen wir unseren Developern einen gewissen Spielraum, um Ideen zu verfolgen und fördern ihren Spieltrieb – auch in der Freizeit. Wir haben ein gutes Netzwerk aus Kund/innen und Partner/innen, in diesem Netzwerk werden Ideen dann oft konkret weiterentwickelt. Wir haben zum Beispiel einen Mitarbeiter, der bastelt in seiner Freizeit – so wie ich auch – gerne an seiner Haussteuerung herum und baut sich entsprechende Geräte. Dafür bekommt er auch Hardware von uns gestellt. Das tun wir, denn alles, mit dem sich der Mitarbeiter auch fachfremd, zuhause und privat beschäftigt, bringt uns als Unternehmen innovative Ideen.
Gibt es ein Beispiel, von dem Ihr Unternehmen direkt vom privaten Spieltrieb eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin profitiert hat?
Gerald Eigenstuhler: Da gibt es sogar mehrere Beispiele. Unser Admin zum Beispiel, hat sich für sich zuhause ein eigenes Cloudsystem aufgebaut. Dafür haben wir ihn auch mit Hardware, die wir nicht mehr gebraucht haben, unterstützt. Unserem Mitarbeiter hat die Entwicklung Spaß gemacht und er hat gute Erfahrungen mit seinem System gemacht. Im Endeffekt hat er uns davon überzeugt und jetzt setzten wir dasselbe Cloudsystem auch im Unternehmen ein. Ein anderes Beispiel ist die Garagensteuerung eines Mitarbeiters, die genauso entstanden ist wie das Cloudsystem. Die Garagensteuerung haben wir dann in ähnlicher Form weiterentwickelt und für einen Kunden verwendet. Das sind zwei Fälle, von denen unser Unternehmen direkt von den privaten Spielereien unserer Mitarbeiter profitiert hat.
Was sind die innovativsten Entwicklungen von mtms Solutions?
Gerald Eigenstuhler: Ohne ein Produkt benachteiligen zu wollen, zählen definitiv unsere Messenger-Lösungen im Kommunikationsbereich dazu. Damit können Unternehmen mit ihren Kundinnen und Kunden via WhatsApp, Telegram, Signal oder Facebook-Messenger kommunizieren. Zum Beispiel nutzt der Radiosender Ö3 dieses Service. [Anm. d. Red.: Wie Ö3 das Produkt nutzt, lesen Sie im Use Case auf der messageorganizer-Website.] Bis vor Kurzem hatten wir im deutschsprachigen Raum nur einen Mitbewerber am Markt. Das heißt, dass sich hier der Markt erst generiert. Potenzielle Kundinnen und Kunden müssen erst einmal verstehen, was wir anbieten und was sie mit unserem Produkt machen können. Da sind wir sicher Vorreiter. Wo wir auch ganz innovativ sind, ist im Bereich Akkreditierung. Auch dort versuchen wir, neue Wege zu gehen.
Wie sehen diese neuen Wege aus?
Gerald Eigenstuhler: Im Bereich Akkreditierung ist der Markt meist so, dass Plastikkarten verwendet werden, auf denen mit einer Art Serienbrief was aufgedruckt wird und dann macht jemand Sichtkontrolle bei der Veranstaltung. Das machen wir nicht mehr. Zum Beispiel haben wir eine Partnerschaft mit Skidata, wodurch wir auf das gesamte Skidata-Produktportfolio zurückgreifen können, wie zum Beispiel NFC-Wallet-Ticket über Apple oder Google Pay, oder auch Video-Ident-Verfahren in Kooperation mit Mastercard. Nehmen wir als Beispiel ein Event, bei dem sich alle Mitarbeiter/innen vorab registrieren müssen, damit bei der Veranstaltung vor Ort über Video-Ident-Verfahren ihre Identität verifiziert werden kann. Die Mitarbeiter/innen halten einen Lichtbildausweis und ihr Gesicht in die Kamera, dann wird durch einen automatischen Vergleich sichergestellt, dass das die Person ist. Dann bekommt die Person ihre Zutrittsberechtigung per NFC-Wallet-Ticket aufs Smartphone. Das hat den Vorteil, dass das Ticket weder weitergegeben, noch kopiert werden kann. Die Vorregistrierung spart nicht nur administrativen Aufwand, sondern trägt auch zur Sicherheit des Events bei. Wir versuchen, bei solchen Lösungen einen digitalen Weg zu gehen. Unsere Produkte sind auf „mobile first“ [Anm. d. Red.: Funktion und Darstellung auf mobilen Endgeräten haben Priorität] ausgelegt – denn das ist nicht die Zukunft, sondern der Stand der Technik.
Es gibt viele Bedenken und Ängste in Richtung Datensicherheit. Wie nehmen Sie diese Ängste?
Gerald Eigenstuhler: Ängste nimmt man durch offenen Umgang – nämlich genau so, wie es die DSGVO vorsieht. Wir legen klar dar, was mit den Daten gemacht wird. Wir sind im Bereich Datenschutz relativ stark sensibilisiert, weil wir in unseren anderen Geschäftsbereichen schon sehr viel mit sensiblen Kundendaten zu tun hatten. Zum Beispiel arbeiten wir viel für Banken im Bereich Mobile TANs. Wir haben somit immer schon ein sehr hohes Datenschutzniveau und waren und sind uns der Thematik auch bewusst. Bei unseren Produkten ist das Thema von vornherein berücksichtigt. Wir sind natürlich schon auch darin geübt, dass wir die Daten entsprechend absichern. Die Datensicherheit ist gewährleistet. Grundsätzlich gehören die Daten unseren Kunden, zum Beispiel sind das Veranstalter oder Banken. Wir können nichts mit den Daten machen und wollen das auch nicht. Wir beraten unsere Kunden dahingehend, mit Daten sparsam umzugehen.
Wie sieht es mit der Verwendung von biometrischen Daten aus?
Gerald Eigenstuhler: Biometrische Daten verwendet man nur dort, wo es Sinn macht und notwendig ist. Zum Beispiel für Ausweise, mit denen Sicherheitsbereiche betreten werden können. Dort sind es Mitarbeiter/innen und Gäste gewohnt, ihre Fotos hochzuladen und diese überprüfen zu lassen. Wenn ein Ausweisfoto hochgeladen wird, dann bekommt der, der es hochlädt, die Info, dass das Bild auf den Ausweis kommt, dass das Bild beim Scangerät dem Security-Mitarbeiter/in angezeigt wird, damit diese/r es vergleichen kann, und anschließend dass Bild wieder gelöscht wird. Wenn man das offen kommuniziert, ist es überhaupt kein Thema. Denn jede Person weiß, dass wenn sie einen Ausweis mit Foto braucht, sie ihr Foto auch irgendwie zur Verfügung stellen muss.